Homerun

Homerun

Auch das Ijsselmeer kann was. Das hat es uns auf unser letzten Etappe von Enkhuizen zu unserem Heimathafen Hindeloopen wiedermal gezeigt. Hier bildet sich bei viel Wind die berüchtigte Hackwelle. ARIELLE war’s recht, es hat sie gründlich von der Salzkruste befreit…

 Aber immer der Reihe nach:

Es ist Sonntag der 17. August, 04:00 Uhr, als der Wecker klingelt. Der Wetterbericht sagt für die ganze kommende Woche Wind aus Nord voraus, im Laufe der Woche zunehmend. Das ist ungewöhnlich für die Jahreszeit und für unseren Heimweg ungünstig. Ein Wetterfenster von 36 Stunden mit moderatem Wind wollen wir nutzen, um in einem durch von Dover bis Ijmuiden zu segeln.

Bei Tagesanbruch verabschieden wir uns bei Dover Port Control
die erste Fähre ist auch schon unterwegs
Noch lacht der Skipper - bis Calais können wir den Kurs anlegen, danach geht's gegenan.
Beim Queren der Schifffahrtsroute kommen uns die dicken Pötte ziemlich nah.
Vor Sonnenaufgang passieren wir Maasmond und Rotterdam.
In Ijmuiden geht's durch die Schleuse in den Nordseekanal

In Ijmuiden angekommen, es ist erst früher Nachmittag, entscheiden wir uns dafür, weiterzufahren bis Amsterdam, um den nächsten Tag dort zu verbringen. Der ist nämlich für uns ein besonderer, es ist unser Hochzeitstag, der 42igste. Im Nordseekanal werben Plakate für die SAIL AMSTERDAM, ein Riesenevent, das nur alle 5 Jahre stattfindet. Und das soll übermorgen beginnen. Da überrascht es uns eigentlich nicht mehr, dass die Marina Amsterdam bereits voll ist, sorry we are fully booked. Es ist bereits 17:00 Uhr.  Wir fahren weiter leicht frustriert und ohne Plan B, als wir am Sixhaven vorbeikommen. Der ist winzig klein und eigentlich immer voll. Aber fragen kostet ja bekanntlich nichts. Und siehe da, ein super netter Hafenmeister will versuchen uns noch reinzustopfen. Die Boxengassen sind bereits zugeparkt mit Segel- und Motorbooten in allen Größen, Wasser dazwischen sieht man eigentlich nicht mehr. Aber der Hafenmeister winkt uns heran zu einem Platz gleich linksrum vor den Pollern. Wir müssen rückwärts heranfahren, also drehen in der engen Einfahrt und das über Steuerbord, was schwierig ist mit Arielle. Und da passiert es, unser Flaggenstock bleibt an einem tief hängenden Ast hängen und bricht ab. Nun ja, jetzt ist er 10 Zentimeter kürzer. Egal, nach 37 Stunden sind wir angekommen und einem schönen Tag in Amsterdam steht nichts mehr im Wege.

Der Sixhaven liegt gleich gegenüber von Amsterdam Centraal...
... und ist proppenvoll.
Erstmal gibt's ein English Breakfast am Kanal.
Später dann, ganz kitschig, eine Grachtenfahrt mit Schampus einer französischen Edelmarke

Am nächsten Morgen ist schon früh Bewegung im Hafen. Ein Teil der Boote will rausfahren, um der für den Nachmittag erwarteten Flottille der SAIL AMSTERDAM entgegen zu fahren Richtung Ijmuiden. Wir müssen unseren Platz räumen und fahren mit raus und ein Stück mit. Auf dem Wasser ist schon richtig viel los. Boote aller Bauarten, vom Schlauchboot bis zum Plattbodensegler, sind unterwegs, zum Teil geschmückt mit bunten Wimpelbändern, an Bord Menschen in Feierlaune, die Farbe orange dominiert. Am Ufer haben sich Zuschauer mit Campingstühlen  und Picknickkörben die besten Plätze gesichert. In der Seefahrernation Holland will man sich dieses Event auf keinen Fall entgehen lassen. Wir aber wollen heim und wenden den Bug.

Der Wind weht weiterhin aus Nord. Das bedeutet für uns gegenan, also kreuzen. Das macht Freude nach dem viel zu viel Motoren müssen der letzten Tage. Die Strecke ist ja nur kurz, nach gut 30 Seemeilen erreichen wir am Nachmittag Enkhuizen und bleiben. In diesem entzückenden Städtchen waren wir schon viel zu lange nicht mehr. Es ist Zeit für ein Biertje im Ankertje mit Blick auf den Wehrturm Drommedaris.

Am 21.  August  um 14:00 Uhr erreichen wir Hindeloopen. Fast 10 Wochen waren wir weg. Es war eine wundervolle Zeit mit vielen fantastischen Eindrücken. Der Besuch in Amsterdam und Enkhuizen hat uns aber wiedermal bewusst gemacht, wie wunderschön unser Heimatrevier ist. 

Kreuzen bei 5 Windstärken bedeutet Segeln auf der hohen Kante.
Und danach muss ARIELLE erstmal aufgeräumt werden.

In 44 Segeltagen und 5 Nachtfahrten haben wir insgesamt 2041 Seemeilen (das sind 3800 km) zurückgelegt. 

ARIELLE hat’s wiedermal gerockt!! Unbeschadet haben wir sie zurückgebracht, fast. Zu beklagen sind folgende Verluste:

  • Die Sitzbank des Dinghis treibt jetzt irgendwo im Ärmelkanal
  • Alex Sonnenbrille, natürlich eine Gute, lässt sich nicht mehr lokalisieren (die hatte ich ihm gekauft, als Ersatz für die im Mai beim Ansegeln im Ijsselmeer über Bord gegangene Brille)
  • zwei Propellerflügel des Wassergenerators haben sich in der Irischen See verabschiedet
  • Die Furlex, die man uns in Plymouth wieder Instand gesetzt hat
  • und der Flaggenstock, der jetzt gekürzt wieder einsetzbar ist

5 Gedanken zu „Homerun

  1. Ach herrlich, nachträglich alles Gute zum Hochzeitstag…ich war dabei vor 42 Jahren…nicht zu fassen wie die Zeit rast. Champagner ist immer joot, finde ich nicht kitschig.
    Habe eure Berichte alle genossen, obwohl ich vom Segeln so gar keinen Schimmer habe…aber Irland und Schottland habe ich schon besucht und bald noch öfter…hoffentlich sehen wir uns im Herbst beim Doko…wir freuen uns darauf

  2. Hallo, liebe Babsi und Alex,
    zuerst einmal bedanke ich mich für die wunderbaren Reiseberichte. Zum weiteren freut es mich, daß Ihr körperlich unbeschadet Euren Heimathafen erreicht habt.
    Zum dritten freue ich mich auf ein baldiges Wiedersehen.
    Maat et joot und bis bald,
    Heri

  3. Jippieijeh ❣️
    Herzlich Willkommen….schön, dat ihr widder do sit ‼️
    Wie sieht es aus, braucht ihr jetzt den wohlverdienten Urlaub….so ausstrecken und nicht mehr stets auf „Hallo wach“ sein?…nur von dem Erlebten träumen….und ganz fürchterlich stolz sein über alles, was ihr geschafft habt.
    CHAPEAU und meinen endlosen Respekt.
    ❤️lichst, Gisela

  4. Willkommen nach ereignisreicher langer Fahrt.
    Wie schön, dass Ihr wieder angelandet seid, bereichert durch viele neue Erfahrungen und Erlebnisse und natürlich lieben Dank für die interessanten Berichte.
    Cousine Heide

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