Exkurs bretonische Megalithkultur
Arielle Kommentare 3 Kommentare
Nun sind wir eine Woche alleine an Bord, bis wir am Montag Petra und Paul, liebe Freunde und begeisterte Segler aus dem Rheinland, bei uns an Bord erwarten. Nach reiflichen Überlegungen mit Blick auf die Wetterprognose haben wir uns schweren Herzens entschlossen, nicht weiter nach Süden zu verholen. Die 100 sm nach La Rochelle wären, in Abwesenheit von Wind, nur unter Motor zu bewältigen. Um dann unter Umständen gegen den im Augenblick vorherrschenden Nordwest Wind zurückzukreuzen.
Also bleiben wir noch eine Nacht in Port Crouesty und wollen morgen dann die vorgelagerten Inseln Belle-Île-en-Mer und Île D’Hoaut besuchen.
Hier in Crouesty gibt es, neben einem großartigen Hafen, ein bemerkenswertes jahrtausendealtes Zeitzeugnis der Megalithkultur zu besichtigen, vom Hafen aus gut zu Fuß zu erreichen. Es ist schier unglaublich, in welcher Vielfalt Relikte aus der Steinzeit überall in der Bretagne zu finden sind. Darum ist es, denke ich, an der Zeit ein paar Worte darüber zu verlieren.
Menhire Dolmen Cairns
Dolmen, Menhire und Cairns sind die ältesten Bauwerke der Menscheit, entstanden etwa 5000 Jahre v. Chr., also lange bevor die Pyramiden in Ägypten gebaut wurden.
In Carnac hatten wir die berühmten Alignments besichtigt, die weltweit größte Ansammlung von Menhiren. In heide- und ginsterbedeckter Landschaft stehen hier ca. 3000 dieser Granitsäulen, aufgereiht zu Alleen, die senkrecht auf einen Halbkreis dicht stehender Blöcke zulaufen. Die Felder werden auf die Jungsteinzeit, zwischen 3000 und 5000 Jahre v. Chr. datiert, ihre Bedeutung gibt Rätsel auf.
Klar ist hingegen der Zweck, dem die Dolmen dienten. Senkrecht aufgestellte Tragsteine sind hier abgedeckt mit einer oft sehr mächtigen Felsplatte. Diese Konstruktion diente als Grabkammer und war, so vermutet man, ursprünglich mit Erde überdeckt.
Bei einem Cairn, wie hier in Crouesty, handelt sich auch um eine Begräbnisstätte. Die Cairns wurden angelegt zunächst wie die Dolmen, dann aber mit kleineren behauenen Steinen verblendet und zu Großsteingräbern aufgeschichtet. Den Tumulus St.-Michel, diese mit 125 m Länge und einer Höhe von 10 m größte Grabstätte, hatten wir in Carnac bestiegen. Hierbei soll es sich um Fürstengräber handeln, da auch Grabbeigaben und Opfertiere bestattet wurden.
Den Cairn „Petit Mont“ in Crouesty kann man sogar von innen besichtigen und die Grabkammern betreten. Erfurchtsvoll betrachteten wir die Gravierungen, mit denen Menschen vor tausenden von Jahren die Steine verziert haben. Neolithische Kunst mit abstrakten Linien und Bögen oder Bildzeichen von Werkzeugen, einem Rad und auch Füßen konnte man erkennen. Ich kam ins grübeln bei dem Gedanken, was wohl von unser zeitgenössischen Kunst in 7000 Jahren noch übrig sein wird.
Am Cairn Tumulus „Petit Mont“ in Crouesty trifft Steinzeit auf Neuzeit. Als 1941, nach dem Eintritt der Amerikaner in den Zweiten Weltkrieg, von Hitler der Bau einer Atlantischen Befestiegungsanlage befohlen wurde, hat man diesen Cairn 1943 aufgebrochen und zu einem Artilleriebunker ausgebaut. Mit dem Bau des „Neuen West Walls“ sicherte die Deutsche Wehrmacht die Atlantische Küste von San Sebastian bis Hammerfest, 4000 km 2485 Meilen, insgesamt 15.000 Bunkeranlagen bewacht von 300.000 Soldaten. Auf Relikte aus dieser Zeit trifft überall man an dieser Küste.
Halbinsel Rhuys
Zurück in der Gegenwart haben wir die Halbinsel Rhuys umwandert, deren Nordseite am Golf de Morbihan liegt und die im Süden an die Bucht von Quiberon grenzt. Diese Region mit den beiden malerischen Orten Arzon und Port Navalo muss schlicht der Traum eines jeden bretonischen Badeurlaubers sein. Windgebeugte Kiefern, weißgetünchte Häuser mit blauen Fensterläden, von Natursteinmauer eingefasste üppig blühende Vorgärten, Menschen mit breitkrempigen Strohhüten, Kinder mit bunten Eimerchen die im weißen Sand buddeln und das Türkis des Wassers prägen das Bild.
3 Gedanken zu „Exkurs bretonische Megalithkultur“
Man muss immer wieder staunen, was ihr – im wahrstem Sinne des Wortes „ausgegrabt“.
Anschaulicher Geschichtsunterricht❣️
Herzlichen Dank und liebe Grüße, Gisela
Ein weiteres Mal: Danke für die sehr interessante Beschreibung und die beeindruckenden Bilder.
Gute Entscheidubg. Die Region am Golf de Morbihan ist doch der perfekte Platz für ein paar Tage Laissez faire! In La ROCHELLE dagegen kam es uns eher wieder hektisch und geschäftig vor. Der U-Boot-Hafen ist aus deutsch-historischer Sicht vielleicht sehenswert, schöner für die Seele ist es ohne Zweifel aber da, wo Ihr jetzt seid.
Genießt es einfach! Der weltliche Schwerinsgalopp kommt schon von alleine wieder……
Also: Savoir Vivre mit schönen Genüssen für alle Sinne!