Raz de Sein
Arielle Kommentare 2 Kommentare
An der Westküste der Bretagne, auf der Strecke von Camaret-sur-mer zur Baie de Concarneau gibt es eine Art von „no-mans-land“, kein Hafen für eine Distanz von über 40 Seemeilen, irgendwie der Scheitelpunkt zwischen der rauen felsigen Côte Du Nord und den wärmeren und sanfteren Gefilden der französischen Biscaya. Und unterwegs gilt es den berüchtigten Raz de Sein hinter sich bringen, vor dessen Befahren bei ungünstigen Bedingungen von den einschlägigen Seehandbüchern sehr eindringlich gewarnt wird. Der Raz hat seinen überaus schauerlichen Ruf als temperamentvoller Gewässerabschnitt zu Recht verdient, da hier die Wassermassen der Gezeitenströme eingezwängt zwischen der Île de Sein und einer Vielzeit von Felsen üble Strudel und Wellenberge bilden.
Aber zunächst mussten wir noch unsere Bordgäste, Juda und Avigail, in Brest absetzen, von woraus sie über Paris ihre Heimreise antraten. Dank an Juda für den vielen leckeren Fisch!!
Gewissenhaft studiert haben wir vor der Passage des Raz de Sein die Gezeitentafeln und Handbücher, um zum richtigen Zeitpunkt dort anzukommen. Die Bedingungen waren günstig, der Wind zwar vorlich, aber mäßig. Trotzdem war das Wasser mächtig in Aufruhr. Arielle lief mit fast 12 kn üG unter Segeln, beschleunigt durch die 4,9 kn Strom – what a hell of a ride.
Port Lesconil
Der erste für uns ansteuerbare Hafen war Port Lesconil. Dies ist zwar ein typisch bretonischer Fischereihafen, aber er ist seit ein paar Jahren auch offen für Sportboote. Man wird sehr freundlich von einem hilfsbereiten Hafenmeister empfangen und wie wir sahen, sind die Arbeiten an richtigen Waschräumen in vollem Gange. Doch auch hier lässt ein richtiger Sommer noch auf sich warten. Der Ort ist sehr hübsch und weil wir Zeit haben und weil Regen für den ganzen Tag angesagt war, sind wir geblieben und haben uns mit dem Bus aufgemacht zum Pointe de Penmarc’h, den wir am Tag zuvor gerundet hatten.
Ein imposanter Leuchtturm ist er, dieser Phare d’Eckmühl, mit seinen 64,8 m Feuerhöhe einer der höchsten in Europa. Und weil der Name uns so Deutsch vorkam, haben wir mal recherchiert…
Im Jahre 1892 stiftete die Marquise Adelaide-Louise d’Eckmühl de Blocqueville die Summe von 300.000 Franc für die Errichtung eines Leuchtturms. Dieser sollte zu Ehren Ihres Vaters, des Maréchal Louise-Niclas Davout, Herzog von Auerstedt und Prinz von Eckmühl, den Namen d’Eckmühl erhalten. Aber wie kam der Vater zu diesem Namen? Nun, er hatte im Jahre 1809 an der Seite Napoléon Bonapartes gekämpft und in der Schlacht bei Eggmühl, einem kleinen Dorf in Bayern, die Österreicher zum Rückzug gezwungen. Napoleon ehrte ihn für diesen Sieg mit dem Titel prince d’Eckmühl. Mit dem Bau eines Leuchtturmes mit dem Namen d’Eckmühl sollten fortan Menschenleben gerettet werden, so die Intention der Marquise.
Auf den Heimweg zurück nach Lesconil machten wir uns zu Fuß, immer schön entlang der Küste. Dabei kamen wir auch an Guilvenec vorbei, einem weiteren sehr lebhaften Fischereihafen. Dieser ist der großen Fangflotte vorbehalten und nur im Notfall von Sportbooten anzulaufen, dafür sind Touristen um so herzlicher willkommen. Diese können hier das Spektakel der Fischversteigerungen miterleben und auch selber fangfrrische Fische erwerben. Wir für unseren Teil hatten in den vergangenen Tagen genügend Fisch gegessen und gönnten uns lediglich eine Stärkung mit einem lokalen Saint Erwann, einem echt bretonischen Bier. Zurück am Boot angekommen war die Regenfront durchgezogen und eine wundervolle Abendstimmung legte sich über den Hafen. Noch gekrönt wurde der Abend mit einem wunderbar französich-rockigem live Konzert.
2 Gedanken zu „Raz de Sein“
Wouw, über 20 km/h – da kann man ja fast Wasserski fahren!
Da waren wirauch mit dem Wohnmobil. Da haben Einheimische bei Ebbe Austern und Muscheln geerntet.