Finistère

Finistère

Île de Ouessant, dieser einsame Granitklotz vor der bretonischen Küste, hatte für mich einen mystischen Klang. Hier branden die Gewalten des Atlantiks an und hier entstanden die beeindruckenden Bilder der sturmumtosten Leuchttürme. Wir segelten hierher bei moderaten Winden und steuerten die östlich gelegene Bucht unterhalb des Phare Du Stiff an. Fünf majestätische Leuchttürme erheben sich an der Küste der Insel, der Phare Du Stiff, erbaut 1695, ist der Älteste.  Die 7 Kilometer lange Insel ist von  bizarren Felsen gesäumt, die von der Gewalt des Meeres zeugen. Diese Gewalt haben wir auf unserer Arielle zu spüren bekommen in unserer geschützen Ankerbucht. Der Schwell und die Tidenströme haben uns derart zugesetzt, dass wir Teller und Gläser festhalten mussten. Es hat unseren fleißigen Angler Juda, der mit Alex Cousine wieder für 10 Tage mit an Bord ist, nicht davon abgehalten, die Fische für unser nächstes Abendessen an Land zu ziehen.

Mit Fahrrädern erkundeten wir am nächsten Tag die Insel. Sie ist spärlich besiedelt und ein Großteil des Lebens hier konzentriert sich auf die Inselhauptstadt Lampaul im Westen. Landwirtschaft prägt die Insel, kleine Gehöfte mit blaugestrichenen Fensterläden, Trockensteinmauern und natürlich den allerorten üppig blühenden Hortensien. Dazwischen wellt sich die vom Wind glattgebürstete Heidelandschaft.

Lampaul oder auch Lambaol auf bretonisch, der Marktflecken mit Ankerbucht im Westen der Insel
Avigail staunt über die putzig kleine Bettstatt in dem historischen Granithaus, das als Museum eingerichtet ist im typischen Stil der Insel. Die Küche heißt hier Kombüse, der Flur Brücke, selbst die Möbel waren in Schiffsmanier abgerundet. Sie dienten auch als Raumteiler in diesen winzigen Häusern und waren meist aus Wrackholz gezimmert. Türen und Fensterläden waren blau gestrichen: mit der Farbe der Jungfrau Maria, der Schutzheiligen der Seefahrer.

Das es hier so viel Leuchttürme gibt, hat einen guten Grund. Die Passage du Fromveur im Osten der Insel war schon immer eine wichtige und gleichzeitig gefährliche Seefahrtpassage zwischen Nord- und Südeuropa, die mit entsprechend vielen Leuchttürmen gesichert wurde. Seit dem letzten großen Schiffsunglück, der Havarie des Supertanker Amoco Cadiz im Jahre 1978, dürfen Frachter und Tanker diese Passage nicht mehr nutzen.

Alex tritt ordentlich in die Pedale auf unser Inseltour
Der Phare du Créac‘h ist einer der mächtigsten und leuchtstärksten Leuchttürmen der Welt und leicht zu identifizieren in seinem schwarz-weißen Matrosenhemd
Die Römer nannten es finis terrae „ Ende der Welt“, die Einwohner Ouessants, Ushant auf bretonisch, nennen es Penn ar Bed „Anfang der Welt“ - ist alles eine Sache des Blickwinkels.

So schön diese Insel auch ist, eine zweite Nacht an der Mooringboje wollten wir uns und unseren Gästen nicht zumuten. Wir haben also am späten Nachmittag die Leinen gelöst und sind rüber zum Festland gesegelt, zum  L‘Aber Ildut. Dort machten wir längseits fest, an einem Boot einer deutschen Familie, die nach 2 Jahren auf Langfahrt auf der Heimreise war. Leider mussten sie am nächsten Morgen um 5:00 Uhr ablegen, das hieß für uns dann auch ein frühes Aufstehen (Segeln ist definitiv nichts für überzeugte Langschläfer).  Wir hätten gerne auch noch mehr gehört von den Geschichten, die sie zu erzählen hatten. Jedenfalls muss man schon tough sein, um mit zwei Kleinkindern zwei Jahre unterwegs zu sein und Ozeane zu überqueren.

Wunderbar ruhig ist es hier im L’Aber Ildut
Heute gabs Fisch, selbst geangelt und ausgenommen von Juda, zubereitet von Alex - hmm lecker

3 Gedanken zu „Finistère

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