Vive la France
My dear English speaking friends, I will continue to write this blog in German now. So you will have to make do with the sometimes ackward google translations, sorry guys …
Von Amsterdam gibts erstmal eine zweistündige Kanalfahrt, bis man durch die riesige Schleusenanlage von Ijmuiden in die Nordsee entlassen wird. Und dort angekommen gabs für uns erstmal gar keinen Wind. Also tuckerten wir weiter bis Scheveningen, um dort auf den für den nächsten Tag angesagten Ostwind zu warten. Ja, so richtig recht machen kann es der Wind dem Segler eigentlich selten. Wind aus Ost bedeutete für unseren Westkurs Wind von hinten, was ja durchaus positiv sein kann. Aber bei ordentlichen 5 Bft bauten sich im Laufe des Tages Wellen von der Art auf, wie sie unser Heck gerne mal aus dem Kurs werfen können. Um der Gefahr einer ungewollten Halse zu entgehen, mussten wir leicht raumschots vor dem Wind kreuzen. Das war dann in der Nacht zwischen den Sandbänken von Buiten Ratel und Dyke Oriental vor der belgische Küste ziemlich anstrengend und verursachte zudem leichte Übelkeit. Ach ja, und dann gibts da noch den regen Schiffsverkehr vor Calais, der den Seemann in Atem hält. Um 6 Uhr früh am nächsten Morgen waren wir vor der Hafenmole von Boulogne angekommen. Die See hatte sich beruhigt, unsere Mägen auch und die Sonne ging auf. Also entschlossen wir uns spontan den Tag zu nutzen, um weiterzusegeln bis Dieppe. Nach 35 Std. und 205 nm legten wir dort an.
Dieppe
Das Ankommen in einem wunderbaren Hafen mitten in einer lebhafen typisch französischen Stadt war ganz großartig. Wir beschlossen einen Tag zu verweilen um die Burg zu besichtigen, in der Altstadt mit ihren vielen Geschäften und Cafés ein wenig zu bummeln und natürlich auch um an der Strandprommenade mit ihren lustigen buntgestrichenen Strandhäuschen zu flanieren, so wie vor über hundert Jahren die Sommerbadegäste auf den Bildern der Impressionisten. Wir wundeten uns, dass überall in der Stadt Tribühnen aufgebaut wurden. Es stellte sich heraus, dass am Abend des 21. Juni ein großes Spektakel stattfinden sollte, mit dem in der ganzen Stadt die Mittsommernacht gefeiert wird. Hier nicht mit Lagerfeuern wie in Skandinavien, sondern richtig mit Party auf den Straßen, deren Häuser in buntem Licht erstrahlten und mit viel Livemusik jeglicher Couleur und zum Teil auf ganz erstaunlichem Niveau. Unser Frankreichurlaub begann hier ganz fabelhaft mit einem Fischmenue á la Dieppeoise und unter ausgelassen feiernden Normannen, tout va bienne.
Das man hier in der Normandie die Mittsommernacht in derart großem Stiel feiert, wird, so dachten wir uns, ganz sicher mit der überlieferten Tradition eben dieser Nordmänner zu tun haben, die als Wickinger im 10. Jahrhundert das Land eroberten. Der Wickinger Rollo ist in die Geschichte eingegangen als Gründer der Normandie und deren erster Herzog. Er war ein direkter Vorfahre von William the Conquerer, der England 1066 eroberte. Wen wunderts da noch, dass die normannische Flagge die gleichen gelben Löwen auf rotem Grund zeigt, wie die Flagge der englischen Könige.
Gleich am folgenden Tag gings weiter. Le Havre war unser Ziel, 50 Seemeilen entfernt. Angesagt war ein recht frischer Wind zunächst noch aus Süd, sodass wir den Kurs würden anlegen können. Bald sollte er aber auf West drehen, also genau auf die Nase und wir würden dagegen ankreuzen müssen. Wir legten frühzeitig ab, um unser Ziel bis zum späten Nachmittag erreichen zu können. Da hier im englischen Kanal die Wassermassen mit Ebbe und Flut kräftig hin- und wieder zurückströmen, hat man 6 Stunden den Strom mit sich und 6 Stunden wird man halt ausgebremst durch einen Gegenstrom. Zur Törnplanung gibts den Stromatlas, der den Seefahrer informiert, wann es in welche Richtung strömt. Nur mussten wir festellen, dass sich hier die Strömung einfach nicht dran hält. Statt uns nach 6 Stunden endlich anzuschieben (so wie die Tafeln es versprechen), strömte sie uns 8 Stunde lang entgegen und das mit z. T. über 3 Knoten. Puh, da war das Kreuzen ziemlich mühsam. Fast 13 Stunden später, um 19:30, nach 82 versegelten Meilen, legten wir in Le Havre an.
Und weiter gehts nach Cherbourg, bei absoluter Flaute unter Motor tuckern wir dem berüchtigten Cap Barfleur entgegen. Hier wird es heute bei einer Springtide mit über 5 Knoten strömen. Da muss die Berechnung stimmen, da kommt man nicht gegen an. Heute sieht das Seglerleben bei Windstille und Sonnenschein und sommerlichen Temparaturen dann gleich ganz anders aus. Kurze Hose, Sonnenhütchen und chillen ausgestreckt auf der Cockpitbank sind angesagt.
3 Gedanken zu „Vive la France“
Danke für den ersten und wie immer interessanten Bericht und weiterhin günstige Winde!
Merci bien! Savoir vivre! A bientot! Ces tout…. Ahhh: bon voyage! Gottseidank hast Du nicht auch noch französisch studiert… . Aber auch in Deutsch sind Deine Berichte lesenswert. Freue mich so teilhaben zu können!
Wir freuen uns Michael, dass Du virtuell mit an Bord bist